Als Körper in Zeit und Raum können wir uns nicht nicht bewegen. Sobald wir uns im öffentlichen Raum bewegen, schaffen wir Raum zwischen uns und anderen. Für das Auge kaum sichtbar sind diese physischen und mentalen Zwischenräume umso mehr physisch erfahrbar: Welche Bewegungsgewohnheiten nutzen wir, um uns an bestimmten Orten im öffentlichen Raum zu bewegen? Was sind die vorherrschenden Bewegungsdynamiken öffentlicher Stadträume und warum? Welche physischen und mentalen Zwischenräume kreieren wir in und durch unsere Bewegungsdynamiken? Wie begegnen wir einander im öffentlichen Raum? Das sind die Kernfragen der choreografischen Intervention «Zwischenräume».
Im Zentrum der partizipativen choreografischen Intervention Zwischenräume steht ein choreografisches, das die vorherrschenden Bewegungsdynamiken öffentlicher Stadträume spiegelt und gemeinsam mit Passanten Begegnungsräume im öffentlichen Raum erprobt.
Die choreografische Intervention sieht eine bestimmte Anzahl Performer:innen in Alltagskleidung vor, die sich auf einem öffentlichen Platz einfinden. Die Performer:innen eigenen sich den Platz an, indem sie die Bewegungsdynamik des Ortes in ihre eigenen Bewegungsabläufen integrieren und so für das Aussen wahrnehmbar zu spiegeln beginnen. Ständig nach Augenkontakt zu den dortigen Passant:innen suchend, gehen die Performer:innen auf jene Passant:innen zu, die ihren Blick erwidern und laden sie aktiv ein zum Erproben zwischenmenschlicher Begegnung an einem partizipativen choreografischen Verfahren teilzuhaben: Sind die Spielregeln erklärt, bewegen sich die beiden Teilnehmenden unter ständigem Augenkontakt wahlweise aufeinander zu oder voneinander weg. Stehen sie sich schlussendlich im Abstand einer Ellenlänge gegenüber, ist die Begegnung beendet.
Da alle - auch die Performer:innen – Alltagskleidung tragen, ist von außen nicht ersichtlich, wer Performer und wer Passant ist. So wird jeder Teil der täglichen Bewegungschoreografien im öffentlichen Raum, und gleichzeitig wird jeder Teil der choreografischen Intervention «Zwischenräume».
Auf diese Weise entsteht ein stetig wachsendes Netzwerk neuer, unerwarteter Begegnungen, das den Passanten erlaubt, innezuhalten und auf ihre Weise zu partizipieren. Das partizipatorische choreografische Verfahren erforscht dabei nicht zuletzt die Dynamik von Anziehung und Ablehnung und macht unsere eigenen Vorurteile und Projektionen, mit denen wir einander im physischen und mentalen Zwischenraum im öffentlichen Raum begegnen, erfahrbar.
«Zwischenräume» Intervention wurde 2019 erstmals auf dem Jesuitenplatz in Luzern uraufgeführt. Seitdem tourt die Arbeit weltweit. Zuletzt war sie 2023 auf dem Art Prospect & Trash-5 Festival in Bischkek Kirgisistan zu sehen.
2021 wurde die Performance für den «Corona Call» Preis von Visarte Schweiz nominiert und im September 2021 als Teil der gleichnamigen Ausstellung zur Nominierung im M54 in Basel gezeigt.
Choreografie:
Ronja Römmelt
Produktion:
Studio RR
Unterstützt durch:
Pro Helvetia
Schweizer Botschaft Kirgisistan
Stadt Zürich Kultur
Stadt Zug
Kanton Zug
Ernst Göhner Stiftung
Migros Kulturprozent
GGG Kulturkick
Weitere Stiftungen
Aufführungsbiografie:
2023 Art Prospect & Trash-5 Festival Bischkek Kirgisistan
2023 Pop-up Projekt Stadt Zug, Innenstadt und Seeufer Stadt Zug, CH
2022 Pop-up Projekt Pro Helvetia, Seeufer Stadt Zürich, CH
2021 «Corona Call», Visarte Schweiz, M54, Basel, CH (Link)
2021 Kunsthaus Steffisburg, Dorfplatz, Steffisburg, CH (Link)
2020 KiöR — Gasträume, Tessinerplatz, Zürich, CH (Link)
2020 1x1, Gruppenausstellung, Kunstverein Friedrichshafen, D (Link)
2019 Jugend Kultur Festival, Theaterplatz, Basel, CH (Link)
2019 Theater Luzern, Jesuitenplatz, Luzern, CH (Link)
Preise:
2020 Nomination Corona Call Visarte Schweiz