C`ERA UNA VOLTA LA PANGEA
02.10-29.10.2021
EX SACEBA, TESSIN
Der Begriff Pangaea leitet sich aus dem Altgriechischen ab und bedeutet “die ganze Erde”. Im Bereich der Geologie wurde diese Bezeichnung zu Beginn des ersten Jahrzehnts des 20. Jahrhunderts vom deutschen Geologen und Wissenschaftler Alfred Wegener eingeführt, der als Erster die Theorie des Superkontinents formulierte. Vor etwa 250 Millionen Jahren waren die heutigen Kontinente zu einer einzigen Erdoberfläche gruppiert und vom Pantalassa-Ozean umgeben. Es kam zu einer geologischen Zersplitterung der Erdoberfläche, als sich die Kontinentalplatten zu bewegen begannen. Dieser Vorgang wird auch als “Plattentektonik” bezeichnet, der den heutigen Status Quo der Erdoberfläche definiert hat.
Das Modell der Schweizerischen Eidgenossenschaft ist eines der wenigen Beispiele in der Welt, welches verschiedene Realitäten in einem einzigen Territorium zusammenfasst und nebeneinander koexistieren lässt. Die tatsächliche Existenz der helvetischen nationalen Identität hat in den vergangenen Jahren unterschiedliche Fragen aufgeworfen; etwa in den 1980er Jahren wurde die ideologische Konstruktion des Sonderfalls (1) durch die Veröffentlichung der Bände “Nuova storia della Svizzera e degli svizzeri” (Verlag Giampiero Casagrande, 1983) in Frage gestellt. Die Autoren schufen einen neuen historiographischen Ansatz, der darauf abzielte, die Frage der nationalen Einzigartigkeit im Zusammenhang mit den transnationalen Beziehungen zu anderen europäischen Ländern kritisch neu zu interpretieren. Daraus konnte abgeleitet werden, dass die Schweiz einen Sonderfall darstellt, die neben der sprachlichen Heterogenität auch Unterschiede auf der kulturellen Ebene aufweist. Bräuche, Sitten, soziale Beziehungen, Essgewohnheiten und vieles mehr spiegeln die Diversität in der Schweiz vom Norden bis Süden und Osten nach Westen wider.
Jene nationale Fragmentierung wird auch im Bereich der zeitgenössischen Kunst stark wahrgenommen. Die Mission der Ausstellung ist es daher, die Werke verschiedener junger Schweizer KünstlerInnen aus unterschiedlichen Regionen in einem einzigen Raum zusammenzubringen, mit dem Ziel, einen kulturell verbindenden und integrativen Ort des Zeitgenössischen zu schaffen.
(1) Das Konzept des Sonderfalls ist ein in der Schweiz entwickeltes ideologisches Konstrukt. Sie stützt sich auf eine Reihe von Besonderheiten, um sich als Nation zu repräsentieren und zu charakterisieren. Die Grundsätze der Neutralität, der Freiheit und der Unabhängigkeit sind einige der Elemente, auf denen sich die nationale Identität der Schweiz entwickelt hat und die zur Entstehung einer Vision des Bundesstaates als Sonderfall im Vergleich zu allen europäischen Staaten geführt haben. Die Frage nach einer tatsächlichen schweizerischen Identität ist jedoch seit der Neuzeit eine Quelle historiographischer Debatten, die die tatsächliche Existenz des Sonderfalls und damit einer spezifischen schweizerischen Identität immer wieder in Frage stellen.
Produktion:
Verein +41
Unterstützt durch:
Coop Cultura
Fondation Oertli Stiftung
Pro Helvetia